Banner der Kolumne "Gedanken im Gepäck" mit Gunda in tropischer Umgebung

Magische Minuten im Dschungel

Manchmal ist Tono ein paar Tage unterwegs. Ich bin dann alleine im Dschungel.

Komplett alleine bin ich allerdings nicht – drei Hunde und zwei Katzen sind an meiner Seite.

Ich genieße es, wenn ich alleine bin und Zeit für mich habe. Umso mehr genieße ich aber eine bestimmte Zeit.

Spätnachmittags, kurz bevor es dunkel wird, gehe ich immer aus dem Haus. Meist drehe ich mit unseren Fellnasen eine Runde im Garten, bevor wir uns zum Kuscheln auf die Terrasse setzen.

Von hier aus habe ich einen Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang.

Während ich die Hunde streichle, setzt langsam die Dämmerung ein.

Und eine magische Zeit beginnt.

Langsam versinkt die Sonne im Meer, oft versteckt hinter ein paar Wolken.

Manchmal färbt sich der Himmel kurz golden, bevor er immer dunkler wird.

Von den Bäumen vor mir steigen dünne Nebelschwaden auf.

Auf einmal ist die Sonne weg, doch ein heller Streifen am Horizont bleibt.

Um mich herum wandelt sich die Welt.

Die Vögel singen ihr letztes Abendlied, Zikaden und Grillen stimmen sich ein.

Die Bäume verschwinden im Dunkeln.

Vereinzelt höre ich Frösche, während sich die Dunkelheit wie eine Umarmung um uns legt.

Es ist, als würde die Zeit stillstehen.

Die Bäume sind nur noch schemenhaft zu erkennen, die Dschungelgeräusche werden lauter. Eine leichte Brise weht von den Bäumen herüber.

Keiner bewegt sich.

Ich höre meinen Atem und den der Hunde.

Meine Gedanken kommen zur Ruhe und stehen plötzlich still.

Ich verspüre keine Angst, nur Frieden und tiefe Dankbarkeit.

Ich tauche ein und fühle mich der Natur verbunden. Verbundener, als ich es wahrscheinlich jemals sein kann.

In diesem Moment wird mir bewusst, wie die Natur uns nährt und dass wir irgendwann wieder zu ihr, nach Hause, zurückkehren werden.

Da ist Vertrauen und eine tiefe Zuversicht, dass alles seinen Weg finden wird.

Die Gewissheit, dass all der Stress des Alltags keinen Sinn hat, wenn wir nicht ab und zu stillstehen.

Dass wir viel öfter innehalten sollten, um die Schönheit des Lebens wieder zu fühlen.

Um uns wieder zu fühlen.

Getragen von diesem Gefühl sitze ich im Dschungel – bis plötzlich, pünktlich um 19 Uhr, das Licht angeht. Die magische Welt verschwindet, die Realität kommt zurück – und es ist Zeit für die Raubtierfütterung.

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